WidA

Katholische Jugendfürsorge - Sekretariat - Ambulante Hilfen München - 3 Projekte

Ein innovatives, integratives Haus mit Jugendhilfeangeboten. Jugendliche, Familien, Menschen mit/ohne Betreuung, jung und alt, mit/ohne Migrationshintergrund wohnen unter einem Dach! Geplant ist der Aufbau einer kleinen Bibliothek für Austausch, Begegnung

Am Herrgottseck 5, 81669 München, Deutschland
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Kurzkonzept 2018

WidA – Wohnen in der Au

Am Herrgottseck 5

81669 München

1.            Grundgedanken

Das Jugendhilfeangebot im WidA (Wohnen in der Au), am Herrgottseck 5 im Münchner Stadtteil Au, verfolgt mit seinem vielschichtigen Angebot ein inklusives Konzept, das eine heterogene Hausgemeinschaft aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Familien und Alleinlebenden gründet und diese innerhalb des Sozialraums und Stadtteils vernetzt.

 

Die KlientInnen leben als Individuen in Gemeinschaft nebeneinander, miteinander und füreinander. Dies macht Eigenverantwortlichkeit und Selbständigkeit auf der einen Seite genauso wichtig wie Gemeinschaftssinn auf der anderen Seite. Diese beiden Pole gleichermaßen zu unterstützen und zu fördern ist unser Anliegen.

 

Authentizität und Ehrlichkeit im Umgang miteinander, sowie Wertschätzung des Menschen in seiner ganz individuellen Persönlichkeit sind unbedingte Grundwerte, welche durch die pädagogische Begleitung der Fachkräfte in die Hausgemeinschaft getragen werden.

 

Professionalität in der Beratung, Begleitung und Gestaltung von Angeboten ist ebenso das Anliegen in der Umsetzung des Hauskonzeptes, wie Offenheit für die Beteiligung und Mitbestimmung durch BewohnerInnen und TeilnehmerInnen aus dem Umfeld.

„Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.“

Christian Morgenstern

Orientiert an diesen zentralen Grundgedanken, sowie den Leitbildern der Katholischen Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising e.V. und des Erziehungshilfezentrums Adelgundenheim, sind im Folgenden kurz die zentralen konzeptionellen Inhalte des Betreuten Wohnens, der Flexiblen Familienhilfe, sowie des Begegnungs- und Bildungsangebots dargestellt. Zur detaillierten Beschreibung der jeweiligen Angebote wird auf die ausführlichen Konzepte verwiesen.

 

2.            Betreutes Wohnen (in Wohngemeinschaften und Einzelwohnungen)

Aufgrund der zunehmend schwierigen Wohnsituation im Großraum München, die bezahlbaren Wohnraum zu einem äußerst knappen Gut werden lässt, wird die Situation insbesondere für junge und/oder sozial benachteiligte Menschen zu einer schwierigen Herausforderung. Als Folge dieser Entwicklung sind immer mehr Menschen gezwungen auf immer kleinerem Raum zusammen zu leben, was wiederum von ihnen entsprechende soziale Kompetenzen erfordert. Im Hinblick auf diese Entwicklung und mit dem Ziel, junge Menschen mit pädagogischem Betreuungsbedarf im Rahmen einer Jugendhilfemaßnahme auf ein selbständiges Leben vorzubereiten, begegnet das Betreute Wohnen diesem aktuellen Bedarf.

Im Rahmen von Wohngemeinschaften werden über die individuelle Begleitung hinaus Kompetenzen gefördert, die das Zusammenleben erfordert. Dazu zählen neben gemeinsamer Haushaltsführung, die Fähigkeit zu angemessener Konfliktlösung, Kommunikationsfähigkeit, das Vermögen der eigenen Autonomie- und Beziehungsfähigkeit gerecht zu werden sowie interkulturelle Kompetenz. Hierfür stehen dem Betreuten Wohnen 3-4 geräumige Wohnungen mit jeweils 2-4 vollmöblierten Schlafzimmern und gemeinschaftlichen Wohn- und Nutzräumen in unterschiedlichen Stockwerken des Hauses zur Verfügung.

Oberstes Ziel des pädagogischen Handelns im Rahmen der Jugendhilfemaßnahme ist die bedarfsgerechte Hinführung zur Selbständigkeit und Mietfähigkeit in Gemeinschaft. Junge Menschen in der Regel ab 18 Jahren erfahren, entsprechend ihres Betreuungsbedarfs im Betreuten Wohnen, Unterstützung in einem individuell vereinbarten Stundenumfang. Gesetzliche Grundlage hierfür sind die §§ 27 i.V.m. §§ 34, 35, 39, 40, 41 und § 13 Abs. 3 SGB VIII, sowie der § 35a SGB VIII bei Finanzierung der Betreuung durch den Bezirk Oberbayern. Geleistet wird die pädagogische Begleitung im Rahmen eines Bezugsbetreuungssystems, um die Beziehungskontinuität möglichst zu gewährleisten.

 

Unabhängig von der oben beschriebenen, sozialräumlichen Entwicklung kann es aufgrund individueller Biographien für junge Menschen wichtig sein, die Verselbstständigung zunächst innerhalb eines ganz eigenen, abgeschlossenen Rückzugsraumes zu erfahren. Hier sind nicht nur Menschen gemeint, die durch Traumata in ihrer sozialen Kompetenz beeinflusst sind. Auch, oder gerade „heimerfahrene“ junge Menschen, benötigen nach langjähriger Erfahrung mit dem Leben in Wohngemeinschaften den „alleinigen Raum“, um die selbständige Lebensführung und die dazugehörige Eigenverantwortung zu erlernen. Im Einzelwohnen, für das bis zu sieben möblierte Einzelappartements mit Badezimmer, Kochzeile und Abstellkammer zur Verfügung stehen, liegen die pädagogischen Schwerpunkte besonders auf der Haushaltsführung, persönlicher und finanzieller Eigenverantwortung, sowie der Auseinandersetzung mit der individuellen Geschichte.

 

Über die Möglichkeit der bedarfsgerechten Auswahl des Wohnraumes mit deren jeweiligen besonderen Schwerpunkten, bietet das integrative Konzept des Hauses den jungen Bewohnern und Bewohnerinnen die Chance, sich im Aufbau sozialer Kontakte zu erproben und die entsprechenden Fähigkeiten im Rahmen einer heterogenen Hausgemeinschaft zu erlernen. Nicht selten sind KlientInnen aus Jugendhilfeinstitutionen auf Grund ihres Hilfebedarfs wenig sozial eingebunden oder sogar sozial isoliert. Gleichzeitig ist ein solches soziales Netz in Form von familiären, freundschaftlichen oder nachbarschaftlichen Beziehungen ein bedeutender, stabilisierender Faktor, der perspektivisch unabhängig(er) von institutionalisierten Hilfsangeboten macht. Die offene Struktur des Hauses fördert dies durch die Bereitstellung niedrigschwelliger Angebote.

 

3.            Flexible Familienhilfe

Auf der gesetzlichen Grundlage der §§ 19 (gemeinsame Wohnformen für Mütter/Väter und Kinder), und in Einzelfällen § 35 (Intensive Sozialpädagogische Einzelbetreuung) SGB VIII verfolgt das Flexible Familienwohnen ein maßgeschneidertes, bedürfnisorientiertes Konzept, dass es ermöglicht, sowohl alleinerziehende Elternteile als auch gemeinsam lebende / verheiratete Eltern und deren Kinder zu betreuen. Dabei sind sowohl Aufnahmen in maßnahmeneigene Wohnungen im Haupthaus und im Stadtgebiet, als auch Begleitungen in selbständig angemieteten Wohnungen möglich. Entsprechend individuell an die Bedürfnisse der Familien angepasst sind auch die Betreuungskontakte und decken bei Bedarf Früh-, sowie Abendstunden und Wochenenden ab. Eine Rufbereitschaft nach Bedarf stellt die Versorgung der Familien außerhalb dieser Zeiten sicher.

Das drei Phasen umfassende Begleitungs- und Beratungskonzept beinhaltet zunächst eine mehrere Gespräche umfassende Phase der Ziel- und Auftragsklärung. Dabei werden alle zur Kernfamilie gehörenden Mitglieder, sowie der/die zuständige SachbearbeiterIn des Jugendamts einbezogen. Das umfangreiche Verfahren im Vorfeld stellt die Passung von Angebot und InteressentInnen sicher. Dies wird als unbedingte Voraussetzung für eine erfolgreiche und effektive Zusammenarbeit betrachtet. Zentrale Aufnahmevoraussetzungen sind neben Freiwilligkeit und Mitwirkungsbereitschaft der Ausschluss einer akuten Kindeswohlgefährdung.

 

Mit der Entscheidung der Familie, sich auf die maßnahmenspezifischen Rahmenbedingungen einzulassen und dem Willen zur Veränderung beginnt die Phase der intensiven Begleitung durch pädagogische Fachkräfte und den Fachdienst. Eine hohe Kontaktfrequenz und zeitintensive Begleitung – zumindest zu Beginn der Maßnahme – soll Stabilisierung fördern und ein schnelles Kennenlernen ermöglichen. Eltern als sorgeberechtigte und erzieherisch verantwortliche Personen wertzuschätzen, ernst zu nehmen und zur möglichst eigenständigen Umsetzung von Maßnahmen und Zielen zu befähigen, ist oberste Prämisse. Gleichzeitig eröffnet eine engmaschige Begleitung ein Lernfeld, das Erfahrungen und Entwicklung ermöglicht, während ein mögliches Gefährdungsrisiko der Kinder fachlich aufgefangen wird. Das vordergründige Anliegen der Betreuung in der Flexiblen Familienhilfe sind der Erhalt familiärer Bezüge und Bindungen – und folglich, mit Blick auf die Kinder, eine Unterbringungsvermeidung. Des Weiteren wichtig ist die frühzeitige und möglichst lückenlos begleitete Wiederherstellung sozialer Bezüge (Rückführungsbegleitung) mit Hilfe einer intensiven, bedarfsorientierten und auf Verselbständigung angelegten Betreuung.

 

Themen der Alltagsgestaltung (Tages- und Wochenablauf, Mahlzeiten, Hygiene, medizinische und therapeutische Versorgung, Finanzen, Ämter und Behörden etc.) werden im Rahmen der pädagogischen Begleitung genauso gefördert, reflektiert und bearbeitet, wie Thematiken rund um die Beziehungsebene der Kernfamilie (Individuelle Persönlichkeitsentwicklung, Mutter-/Vater-Kind-Beziehung, Partnerschaft, Rollen-verständnis). Ergänzend zur individuellen Ebene eröffnen speziell auf Eltern und Familien zugeschnittene Gruppenangebote, so wie das integrative Hauskonzept, die Einbindung der Familien in Nachbarschaft und Sozialraum, Räume für die Entwicklung sozialer Kompetenzen und den Aufbau von sozialen Netzwerken.

 

Die Offenheit der Familie zu Vernetzung, Austausch und Training integrationsförderlicher Kompetenzen sind zentrale Faktoren einer hin zur Selbständigkeit und Unabhängigkeit von institutionalisierten Hilfen orientierten Maßnahme und somit Grundgedanke des Gesamtkonzeptes. Darauf konzentriert sich die Flexible Familienhilfe besonders in der dritten Phase (Ablösung), wo Netzwerke außerhalb der Betreuung einen immer höheren Stellenwert einnehmen, bis betreute Familien in sich stabil und nach außen hin eingebunden sind. Ziel ist es, dies so bald wie möglich zu erreichen, indem so intensiv und lange wie nötig begleitet wird.

4.            Bildung und Begegnung

Während sich die Entstehung sozialer Kontakte in der heutigen Gesellschaft immer weiter auf den virtuellen Raum verlagert und Individualität im Verhältnis zum Leben in Gemeinschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt, bleibt soziale Einbindung weiterhin ein grundlegendes, menschliches Bedürfnis. Soziale Kontakte sichern ab, wenn das Individuum in eine Krise gerät. Diese Kontakte sind auffallend häufig instabil oder kaum vorhanden, bei Menschen die sich in solchen sozialen Krisen befinden. Das Klientel der Jugendhilfe bedarf besonderer, unterstützender Rahmenbedingungen dieses schützende soziale Netz (wieder-) aufzubauen.

 

Das Begegnungsangebot will eben diesem integrativen und am Sozialen orientierten Gedanken gerecht werden. Niedrigschwellige Angebote geben die Möglichkeit sich kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen und Anschluss zu finden. Sie schaffen einerseits die Möglichkeit in entspannter Atmosphäre Freizeit zu verbringen, andererseits eröffnen Bildungsangebote für verschiedene Zielgruppen den Raum sich zu informieren, nachzufragen, Erfahrungen und Gedanken einzubringen und sich auszutauschen. Schließlich lässt sich in verschiedenen Angebotsbereichen, wie bei Diskussions- und Themenabenden, kulinarischen Abenden, Kreativwerkstätten, sowie Bewegungs- und Entspannungsanleitungen, Bildung und Freizeit miteinander verbinden. Es entsteht eine fruchtbare Lernatmosphäre, in der auch das Soziale nicht zu kurz kommt. Dabei wirkt bereits das offene Hauskonzept an sich als inkludierender Faktor: Das Klientel der verschiedenen, hauseigenen Jugendhilfeangebote bleibt nicht unter sich, sondern trifft aufeinander, kommt mit weiteren MieterInnen des Hauses und schlussendlich mit externen TeilnehmerInnen aus der Nachbarschaft und dem Stadtteil in Kontakt.

 

Über das Angebot von Begegnungsräumen mit Bildungscharakter hinaus, kann es notwendig für junge Menschen sein, die Fähigkeit zur Kontaktaufnahme und damit die soziale Kompetenz mit all ihren Facetten zunächst auf individueller Ebene zu stärken. Hier setzt das soziale Kompetenztraining „Fit for life“ an. Das aus Modulen zusammengesetzte Programm fördert die Entwicklung sozialer Kompetenzen wie z.B. Selbstsicherheit, Motivation, Kommunikation, Körpersprache, Teamfähigkeit, Empathie, Kritik- und Selbstkritikfähigkeit und Konfliktfähigkeit. Dies sind Schlüsselqualifikationen, die nicht nur für das private soziale Miteinander befähigen, sondern grundliegende Voraussetzung für die Ausbildungs- und Berufsfähigkeit sind. Auch dieses Angebot ist an in- sowie externe TeilnehmerInnen gleichermaßen gerichtet und entfaltet seine Wirkung durch die kontinuierliche und aufeinander aufbauende Begleitung über einen längeren Zeitraum.

 

Bildenden Charakter hat auch das HaushaltsOrganisationsTraining (HOT), welches Kompetenzen im Umgang mit der häuslichen Situation schult. Das Trainingsangebot setzt im direkten Lebensumfeld von Erwachsenen, Eltern und Kindern an, wo sie in den Themen rund um Haushaltsführung und Alltagsstrukturierung angeleitet werden. Dabei erfolgt Anleitung in drei Modulen, welche ineinander übergreifen:

1. Tagesstrukturierung

2. Ernährung und Gesundheit

3. Hygiene und Ressourcen

Schwerpunkte in der Begleitung werden durch pädagogische Fachkräfte individuell an den jeweiligen Bedarf der Klientel angepasst, mit anderen Fachkräften im Hilfesystem rückgekoppelt und können damit als wirksame Ergänzung zu den im Haus angebotenen Jugendhilfemaßnahmen funktionieren. Jedoch auch als Einzelangebot für hausexterne TeilnehmerInnen entfaltet das HOT seine Wirkung.

Befähigung zur selbständigen Lebensführung durch den Aufbau individueller und sozialer Kompetenzen, alleine und in Gemeinschaft, ist das Grundanliegen des Begegnungs- und Bildungsangebots. Es rundet das integrative Gesamtkonzept des Hauses ab und ergänzt die Jugendhilfeangebote im Betreuten Wohnen und der Flexiblen Familienhilfe um wesentliche Elemente der sozialen Begegnung und Bildung.

Katholische Jugendfürsorge - Sekretariat - Ambulante Hilfen München

3 Projekte aktiv

Die KJF ist ein moderner Fachverband und anerkannter Träger der Kinder-, Jugend-, Behinderten- und Gesundheitshilfe. In 85 Einrichtungen werden etwa 13.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in psychischen, physischen und sozialen Notlagen betreut.

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