Sahrauische Frauen kämpfen gegen Minen in der Westsahara

Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt - 2 Projekte

In der von Marokko besetzten Westsahara werden große Landstriche seit Jahrzehnten durch die Besatzer vermint. Geflüchtete sahrauische Frauen klären nun Bewohner:innen des Gebiets auf, wie sie sich vor der tödlichen Gefahr schützen können.

Schon im Jahr 1975 besetzte Marokko völkerrechtswidrig das Gebiet der Westsahara. Hunderttausende Sahrauis, die eigentlichen Bewohner:innen der Westsahara, flohen daraufhin in die algerische Wüste, wo sie bis heute in Flüchtlingscamps leben und von internationalen Hilfsgütern abhängig sind. Seit dem Beginn des Konflikts zwischen Marokko und der sahrauischen Befreiungsbewegung frente Polisario wurden in der Region mehr als 10 Millionen Landminen verlegt. Die Mehrheit dieser Minen wurde von Marokko entlang eines 2700 Kilometer langen Sandwalls platziert, der die Westsahara in zwei Teile teilt. Dieser Wall wurde von Marokko errichtet, um die besetzten Gebiete vor dem befreiten Gebiet, das unter der Kontrolle der frente Polisario steht, abzuschirmen.

Tausende Menschen sind bereits Opfer dieser Minen geworden, und auch heute noch stellt die Bedrohung durch Landminen eine große Gefahr für viele Sahrauis dar. Seit dem erneuten Aufflammen des bewaffneten Konflikts zwischen den beiden Parteien im November 2020 gab es bereits mehr als 1.600 Opfer durch Minen und Kriegsreste. Hinzu kommen rund 170 Tote aufgrund eines aktuellen Drohneneinsatzes Marokkos.

Um den Gefahren durch Minen zu begegnen, haben sahrauische Frauen in den Flüchtlingslagern bei Tindouf die Organisation SMAWT (Sahrawi Mine Action Women Team) gegründet. Zwar gibt es in der unmittelbaren Umgebung der Lager in Algerien keine Minen, aber viele der dort lebenden Sahrauis stammen aus nomadischen Familien. Einige betreiben noch heute Viehzucht und Handel und bewegen sich dabei in das südlich gelegene Mauretanien. Auf ihren Wegen durch die Wüste geraten sie oft in verminte Gebiete.

Die Initiative soll den Menschen helfen, mehr Verantwortung für ihre eigene Sicherheit zu übernehmen und ihr Wissen an ihre Familien und Nachbarn weiterzugeben. Langfristig trägt das Projekt dazu bei, ein sichereres Umfeld für die sahrauische Gemeinschaft zu schaffen, indem die junge Generation für die Gefahren von Minen und Kriegsresten sensibilisiert wird. Auf diese Weise soll die Zahl der Opfer reduziert und eine widerstandsfähigere, besser informierte Gesellschaft aufgebaut werden. Zudem stärkt SMAWT die Rolle von Frauen in der Gemeinschaft, da die Organisation ausschließlich aus Frauen besteht.

Mit Unterstützung der ASW führt SMAWT derzeit ein Projekt durch, das der gesamten sahrauischen Gemeinschaft das notwendige Wissen über Minen und sichere Wege durch die Wüste vermitteln soll. Ziel des Projekts ist es, die Zahl der Opfer und Verletzten durch Minen, nicht explodierte Munition und Drohnenangriffe zu verringern.

Das Projekt ermöglicht es SMAWT, ihre Aufklärungsarbeit auf eine größere Zielgruppe auszudehnen. Die Sensibilisierungskampagnen werden auf verschiedenen Ebenen durchgeführt – in den Lagern, in den Bezirken (Dairas), in den Zelten (Jaimas) und bei Jugendversammlungen. Ziel ist es, während der achtmonatigen Sensibilisierungsphase insgesamt 640 Personen zu erreichen.

SMAWT ist Teil eines internationalen Netzwerks zur Minenräumung und -aufklärung in der Westsahara, bekannt als SMACO (Sahrawi Mine Action Coordination). Sie arbeitet nach den internationalen Standards und Gesetzen, die für Minenräumungs- und -aufklärungsaktivitäten gelten. Seit ihrer Gründung hat die Organisation Schulungen und Beratungen vom Minenaktionsdienst der Vereinten Nationen sowie von SMACO erhalten.

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Der Westsahara-Konflikt ist ein ungelöster Kolonialkonflikt. Alle Länder des Kontinents Afrika wurden bis spätestens 1975 (Ende des portugiesischen Kolonialregimes) von den europäischen Kolonialmächten unabhängig. Den Menschen der Westsahara wurde diese Unabhängigkeit vorenthalten. Spanien überließ im November 1975 nach Francos Tod die bis dahin von ihm verwaltete „Spanische Sahara“ den Maghrebstaaten Marokko und Mauretanien. Marokko hält den größten Teil der Westsahara bis heute besetzt. 

Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt

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